Band 16 Heft 1: VorwortJ. Engel beschreibt ein bei einem Entscheidungsproblem auftretendes Paradoxon, das wie viele Paradoxa der Stochastik Anlaß gibt, die eigene Intuition zu bedingten Wahrscheinlichkeiten stets neu zu reflektieren. Idiosynkratische Auffassungen zu bedingten Wahrscheinlichkeiten sind wohl die häufigste Ursache für Fehleinschätzungen im Bereich der Stochastik. A.-L. Wang unterbreitet einen originellen Materialvorschlag: Die auch bei uns erhältlichen chinesischen Dominosteine sind ein originelles Material für Zufallsexperimente. Nach den Erfahrungen des Herausgebers sind sie preiswert und langlebig, so daß die Überlegung lohnt, gelegentlich einen oder zwei Sätze davon für den Unterricht zu beschaffen. Den Kern des vorliegenden Heftes bilden drei Texte, in denen Beispiele zur Stochastik mit jeweils bedeutsamem Bezug zur technischen und sozialen Umwelt dargelegt sind. M. Buth beschreibt das Testen von Hypothesen in der pharmazeutischen Praxis an einem authentischen Beispiel. Ein Datensatz und ein kleines Pascal-Programm zur Illustration sind bei ihm erhältlich. D. Drew und D. Steyne beschreiben in kleinen Auszügen eine große Untersuchung zu soziographischen Daten der hundert größten Städte der Welt, die in England zur Ausbildung von Studierenden der Soziologie verwendet wird. Spannend ist hier das Wechselspiel von gewonnener Erkenntnis und stochastisch-technischem Aufwand. Die Daten und Befunde erzeugen gerade durch ihre Neutralität und Authentizität eine Betroffenheit, die man sonst bei stochastischen Projekten zu Lehrzwecken selten findet. Dabei wurde nur ein Teil des englischen Urtextes übersetzt, der andere erfordert Kenntnisse zur Clusteranalyse. Auch hier sind für Interessierte die Originaldaten auf einer Diskette erhältlich. G. Stein erläutert an einer stochastischen Aufgabe zur Imkerei die Fragwürdigkeit nicht authentisch recherchierter Sachaufgaben. Allen drei Beiträgen gemeinsam ist die Botschaft, daß stochastisches Arbeiten am konkreten Beispiel nur dann überzeugend sein kann, wenn der Kontext des Beispiels authentisch und mit dem notwendigen Sachverstand aufgearbeitet wird. Die bibliographische Rundschau von G. König und ein Leserbrief von C. Michels runden das Heft ab. Allen Beitragenden sei herzlich gedankt! Köln, im April 1996 Bernd Wollring
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